DLNA




Was ist eigentlich DLNA?

DLNA steht für Digital Living Network Alliance. Aber ich spare mir an dieser Stelle mal den förmlichen Quatsch, den man auch auf Wikipedia nachlesen kann. Unterm Strich handelt es sich dabei um ein im Grundsatz geniales Konzept um digitale Inhalte übers Netzwerk zu verteilen. So kann der Fernseher, egal von welchem Hersteller, Filme von einem Netzwerkspeicher, egal ob NAS-Box, HTPC oder Notebook, streamen ohne dass wir großartig Ahnung von der Technik haben oder irgendwelche Freigaben einrichten müssen. Jeder, der das schon mal mit seiner alten DBox2 unter Neutrino versucht hat weiß wovon ich spreche.

Warum hat man ständig Ärger damit?

Das liegt vor Allem an den überzogenen Erwartungen der Anwender, die von den Herstellern der Endgeräte geweckt werden. Da wird alles Mögliche versprochen und gleichzeitig Details, wichtige Details, über das Produkt verschwiegen. Da ist man als Verbraucher schnell enttäuscht und frustriert. Ich will an dieser Stelle mal ein paar grundlegende Mißverständnisse richtig stellen. Und zwar anschaulich und praxisnah.

DLNA ist nicht ein Stempel, der einem Gerät aufgedrückt wird und dann "kann es DLNA". Das wäre wohl zu einfach. In Wirklichkeit muss genau zwischen den Geräteklassen unterschieden werden. Bei den "Home Network Devices" sind das die Letzterer soll hier heute nicht behandelt werden.

Wie wir uns alle vorstellen können hat ein Server die Aufgabe Daten bereit zu halten und ein Client, wie ein DMP, muss diese finden und wiedergeben. Das war der einfache Teil. Wo genau liegt aber der Unterschied zwischen einem DMP und einem DMR? Dieser und anderen spannenden Fragen wollen wir in einem kurzen Beispiel auf den Grund gehen.

Ein Beispiel zum Anfassen

Um es etwas einfacher zu gestalten beschränke ich mich einmal rein auf den Audio Teil. Alle anderen Services funktionieren aber weitgehend analog dazu. Wir wollen jetzt also Musik abspielen.

Stellen wir uns eine klassische Hifi-Anlage aus Einzelkomponenten vor. Ganz unten steht der dicke Verstärker, darüber der CD-Player und ganz oben der Tuner. Hinten sind alle mit diesen rot-weißen Chinchkabeln verbunden. Der CD-Player enthält unsere "Musikdatenbank" mit 30 Titeln und der Tuner verbindet uns mit der Medienwelt ausserhalb unserer vier Wände. Auf dem kleinen Tischchen direkt neben dem Sofa liegt die Fernbedienung und wir brauchen es uns nur noch bequem zu machen. Eine Situation, wie wir sie uns noch leicht vorstellen können.

Ihr habt mich bestimmt schon durchschaut. Der CD-Player stellt uns unsere Musikdatenbank zur Verfügung und soll den DMS symbolisieren. Anders als ein richtiger CD-Player hat unser Server aber keine Knöpfe. Man kann ihn nicht bedienen. Das wäre auch sinnlos, denn in unserer heutigen digitalen Welt steht er vermutlich in Form einer kleinen schwarzen Kiste oder eines ausgemusterten PCs im Keller neben dem Router. Er ist, nüchtern betrachtet, auch nicht viel mehr als eine langweilige Datenbank deren Aufgabe es ist Informationen zu den abgelegten Dateien zu sammeln und bereit zu stellen.

Der Tuner versorgt uns mit Broadcasts aus dem Internet und stellt eine alternative Quelle zu unserer MP3-Sammlung dar. Der Verstärker symbolisiert unseren DMP und hat nichts weiter zu tun als aus den Daten, die über die Audio-Kabel an seiner Rückseite kommen, wieder hörbare Musik zu machen. Und da haben wir auch schon unser erstes Problem. Das funktioniert nicht mit unserer Fernbedienung. Zu einem DMP muss man immer hingehen und dessen Knöpfe am Gerät bedienen. Wir kennen das noch von den alten Verstärkern, die noch keine Fernbedienung hatten.

Unsere Fernbedienung stellt einen DMC oder "Controlpoint" dar, mit dem man einen DMR steuern kann und eben nur diesen. Unter so einem Gerät muss man sich im Übertragenen Sinne einen Verstärker vorstellen, der keine Tasten mehr hat sondern nur noch mit der Fernbedienung gesteuert wird. Und grade diese Fernbedienbarkeit macht ihn für Heimautomatisierer so interessant, denn die Befehle sind "genormt" und erlauben es so ziemlich jedes Gerät mit so ziemlich jeder Fernbedienung zu bedienen.

Um die Verwirrung komplett zu machen...

Sehr viele Geräte, die DLNA zertifiziert sind, unterstützen nicht alle für ihre Geräteklasse sinnvollen Protokolle. Ich selbst besitze ein Gerät, dass an einen Fernseher angeschlossen wird und dort Medien wieder gibt. Ich kann mich auf einen beliebigen DLNA-Server verbinden und mit der Fernbedienung des Geräts meine Medien durchstöbern. Das klappt auch sehr gut. Sobald ich aber meine DLNA-App vom Handy starte benimmt sich das Teil zickig und hakelig. Oft stürtzt es auch einfach ab. Woran liegt das?

Mein Gerät, so habe ich herausgefunden, ist zertifiziert als DMP und dürfte sich der Suche meines Handy-Apps überhaupt nicht als DMR zu erkennen geben. Doch das Gerät unterstützt auch die Bedienung als DMR. Allerdings so oberflächlich und unzureichend, dass es dieses Zertifikat nicht bekommen oder auch nur verdient hätte. Ich besitze aber auch ein Gerät, dass, obwohl nicht explizit für diese Anwendung zertifiziert, tadellos seinen Dienst verrichtet.

Ob und wie ein Gerät zertifiziert ist lässt sich in der Gerätesuche auf der website der DLNA unter www.dlna.org in Erfahrung bringen.

Was hat es mit den Abspielformaten auf sich?

Oft wird im Internet fälschlicherweise berichtet, dass DLNA irgendwelche Formate unterstützt und andere nicht. Das kann man so grundsätzlich nicht stehen lassen. DLNA funktioniert nicht auf diese Weise. Ich kann meine Dateien finden und auf beliebigen Geräten wiedergeben. Dass ich meinen MP3-Player nicht mit einem JPEG füttern kann leuchtet ja noch ein, aber warum mein Fernseher keine Vidoes im MKV-Format abspielen kann wirft doch Fragen auf.

DLNA ist grundsätzlich mal nicht mehr als eine Straßenkarte für Medien im Netzwerk. Da wird erstmal nichts umcodiert oder übersetzt. Wenn der Fernseher die MKV-Datei übers Netzwerk zugespielt bekommt muss der Fernseher sie lesen und darstellen. Hat der Hersteller ihm zwölf Formate beigebracht und MKV ist nicht dabei, dann schaut man buchstäblich in die Röhre. Genau so gut könnte ich auf das HTTP Protokoll schimpfen weil der Windows Media Player meine Flash-Videos nicht abspielt. Das ist zwar ärgerlich aber nicht die Schuld des Protokolls.

Einige DMS sind in der Lage direkt live eine exotische Datei aus ihrer Datenbank in ein gängiges Format umzukodieren damit auch simpel gestrickte Wiedergabegeräte sie abspielen können. Das ist in der Regel aber ein Feature, dass nur bessere und kostenpflichtige Server besitzen. Manchmal muss diese Funktion auch erst explizit aktiviert berden. Dazu hilft dann ein Blick in die Bedienungsanleitung. Auch wenn das nicht direkt etwas mit DLNA an sich zu tun hat wird das gerne gedanklich in einen Topf geworfen.

Fazit

Einfach ein Gerät zu erstehen ohne sich vorher genau informiert zu haben birgt ein gewisses Risiko. Und selbst wenn ein Gerät sich als Wiedergabemedium im Netzwerk zu erkennen gibt heisst es nicht, dass es auch funktioniert. Dies ist von vielen Faktoren abhängig. Auch wenn ein Gerät nicht für eine spezielle Funktion zertifiziert ist heisst es nicht, dass es nicht trotzdem tadellos funktioniert. Vielleicht hat der Hersteller auch einfach nur den Papierkram oder Gebühren sparen wollen. In verschiedenen Foren wird über einzene Geräte diskutiert. Das ist sicher eine gute Informationsquelle, jedoch sollte man im Hinterkopf behalten, dass die Teilnehmer dieser Diskussionen oft nicht viel mehr über die Thematik wissen als wir selbst vor wenigen Minuten auch noch.